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Wer trinkt Absinth? Die Wahrheit hinter dem legendären Getränk
Niklas Adler

Niklas Adler

Absinth wird oft als geheimnisvolles, gefährliches Getränk dargestellt - als etwas, das nur Künstler, Rebellinnen oder verrückte Genies trinken. Doch das ist nur eine Geschichte, die aus dem 19. Jahrhundert stammt und bis heute nachhallt. Die Wahrheit ist einfacher: Menschen trinken Absinth, weil er schmeckt. Weil er komplex ist. Weil er sie an eine Zeit erinnert, in der Genuss noch etwas Tieferes hatte als nur Alkohol im Blut.

Wer trinkt Absinth heute?

Heute trinken Absinth Menschen aus allen Schichten - Studenten, Architekten, Köche, Rentner, Musiker, Ärzte. Es gibt keine typische Absinth-Trinkerin, keine Standard-Biografie. Wer ihn trinkt, sucht oft etwas anderes als nur Rausch. Es ist ein Getränk, das langsam getrunken wird. Mit Wasser. Mit Zucker. Mit Geduld. Wer ihn in einem Zug runterkippt, versteht ihn nicht.

In Bremen, wo ich lebe, gibt es drei Bars, die Absinth auf der Karte haben. In jeder davon sitzen andere Leute. In der einen sind es Künstler, die nach dem Abendessen noch ein Glas nehmen, um zu schreiben. In der zweiten sind es alte Herren, die sich an ihre Großväter erinnern, die vor dem Ersten Weltkrieg in Paris Absinth getrunken haben. In der dritten sind es junge Leute, die ihn wegen seiner Geschichte probieren - und dann überrascht sind, wie sanft er schmeckt, wenn er richtig zubereitet wird.

Die Geschichte, die nicht stimmt

Die Legende sagt: Absinth macht wahnsinnig. Absinth ist ein Gift. Absinth verursacht Halluzinationen. Das kommt von der Thujon-Konzentration in Wermut - einer Zutat, die im 19. Jahrhundert als verantwortlich für die angeblichen Wirkungen galt. Doch moderne Analysen zeigen: Selbst in historischen Absinthen war der Thujongehalt zu niedrig, um neurotoxisch zu wirken. Die echte Gefahr war der Alkohol - und die schlechte Qualität vieler Produkte, die mit giftigen Farbstoffen und Methanol verunreinigt waren.

Als Absinth in den 1910er Jahren in vielen Ländern verboten wurde, war es nicht wegen der Wirkung. Es war wegen der Angst. Angst vor der Bohème, Angst vor der Arbeiterklasse, die sich nachts in Kneipen traf, Angst vor dem, was nicht kontrolliert werden konnte. Als das Verbot aufgehoben wurde - in der Schweiz 1981, in der EU 2000 -, kehrte Absinth nicht als Drogenfantasie zurück. Er kehrte als Getränk zurück. Mit klaren Regeln. Mit kontrollierten Thujongehalten. Mit echten Zutaten.

Was macht Absinth anders?

Ein guter Absinth ist kein Alkohol. Er ist ein Kräuterelixier. Die Grundzutaten sind immer die gleichen: Wermut, Sternanis, Fenchel. Aber die Geheimnisse liegen in den Nebenkräutern: Melisse, Engelwurz, Anis, Zitronenmelisse, manchmal auch Kamille oder Minze. Jeder Brenner hat sein eigenes Rezept. Und jeder macht es anders.

Die Zubereitung ist Teil des Rituals. Ein Stück Zucker auf einem perforierten Löffel. Kaltes Wasser, das langsam über den Zucker tropft. Der Absinth wird milchig - das nennt man Louche. Das ist kein Fehler. Das ist das Ziel. Der Zucker löst sich, die ätherischen Öle binden sich mit dem Wasser - und der Geschmack entfaltet sich. Es dauert fünf Minuten. Vielleicht zehn. Wer das nicht aushält, sollte lieber einen Wodka trinken.

Der Geschmack ist nicht einfach süß oder bitter. Er ist komplex. Er erinnert an frisch geschnittenes Gras, an Kräutertee, an eine alte Apotheke, an Sommerabende in der Provence. Es ist ein Getränk, das man nicht trinkt - man erlebt es.

Drei verschiedene Menschen in einer Bar — ein alter Mann, ein Künstler und ein Koch — trinken Absinth in unterschiedlichen Stimmungen.

Die moderne Absinth-Szene

Heute gibt es über 300 Destillateure in Europa, die Absinth herstellen. Die meisten sind in der Schweiz, Frankreich, Tschechien und Deutschland. In Deutschland sind es vor allem kleine Handwerksbetriebe - oft ehemalige Kräuterhändler oder Alkohol-Enthusiasten, die sich auf traditionelle Methoden zurückbesinnen.

Ein Beispiel: Die Destillerie Wermut & Co. in Freiburg verwendet ausschließlich Bio-Kräuter aus den Schwarzwaldhängen. Ihr Absinth hat einen Thujongehalt von 15 mg/l - weit unter dem EU-Limit von 35 mg/l. Der Preis? 45 Euro pro Flasche. Kein Massenprodukt. Kein Billiggetränk. Ein handwerkliches Produkt, das man nicht im Supermarkt findet.

Und wer kauft das? Menschen, die wissen, was sie tun. Die wissen, dass Absinth kein Rauschmittel ist, sondern ein Genussmittel. Die wissen, dass Qualität nicht in der Flasche, sondern in der Herstellung liegt.

Was Absinth nicht ist

Es ist kein Partygetränk. Es ist kein Shot. Es ist kein Bier, das man in der Sonne trinkt. Es ist kein Drink, den man mit Freunden auf einer Terrasse leert, während man über das Wochenende redet. Es ist kein Getränk für Menschen, die schnell etwas wollen.

Wer Absinth trinkt, will Zeit. Er will Stille. Er will einen Moment, in dem er nicht mit anderen redet, sondern mit sich selbst. Es ist ein Getränk für Menschen, die lernen, langsam zu sein. Für Menschen, die sich an die Rituale der Vergangenheit erinnern wollen - nicht als Nostalgie, sondern als Gegenentwurf zur Eile, die uns heute umgibt.

Handwerkliche Destillation von Absinth in einer kleinen deutschen Destillerie mit frischen Kräutern und Kupferstillen.

Ein typischer Abend mit Absinth

Stell dir vor: Es ist ein kalter Novemberabend. Du sitzt in einer alten Wohnung mit Holzdielen. Ein kleiner Tisch. Eine Glaskaraffe mit kaltem Wasser. Ein Absinthglas. Ein Löffel. Ein Stück Rohrzucker. Ein Fläschchen mit echtem Absinth - nicht das aus der Supermarktregal, sondern ein echtes, destilliertes, mit echten Kräutern.

Du legst den Zucker auf den Löffel. Du gießt das Wasser langsam. Du beobachtest, wie sich die Flüssigkeit verändert. Wie sie milchig wird. Wie der Duft sich im Raum ausbreitet - nicht aggressiv, sondern sanft, wie nach einem Regen.

Du trinkst. Nicht in einem Zug. Du nipptst. Du spürst die Kräuter auf deiner Zunge. Du merkst, wie sich der Alkohol langsam, fast unhörbar, in deinem Körper verteilt. Du fühlst dich nicht high. Du fühlst dich klar. Und ruhig. Und lebendig.

Das ist Absinth. Nicht mehr. Nicht weniger.

Warum wird Absinth oft missverstanden?

Weil er nicht in die moderne Welt passt. Weil er nicht schnell ist. Weil er keine Social-Media-Story ist. Weil man ihn nicht mit einem TikTok-Trend verbinden kann. Er ist kein Getränk für Influencer. Er ist ein Getränk für Menschen, die nicht aufgefordert werden, etwas zu sein - sondern einfach nur da sein.

Er ist kein Symbol für Wahnsinn. Er ist ein Symbol für Achtsamkeit. Für Langsamkeit. Für den Mut, etwas zu tun, das niemand versteht. Und genau das macht ihn so attraktiv - gerade heute.

Wie man mit Absinth beginnt

Wenn du ihn zum ersten Mal probieren willst: Kauf keinen billigsten Absinth aus dem Online-Shop. Suche nach einem Destillat, das auf der Flasche steht: authentisch destilliert, mit echten Kräutern, ohne künstliche Zusätze. Die Preisspanne liegt zwischen 30 und 70 Euro. Darunter ist meistens industrieller Alkohol mit Aroma.

Benutze ein echtes Absinthglas - nicht ein Schnapsglas. Es ist breiter, damit der Duft besser entfalten kann. Verwende einen Löffel mit Löchern. Und gib immer Zucker dazu. Selbst wenn du ihn bitter magst - der Zucker ist Teil der Tradition. Er mildert, nicht süßt.

Und dann: Warte. Lass das Wasser tropfen. Atme. Hör zu. Trink langsam. Du wirst merken: Es ist nicht der Alkohol, der dich verändert. Es ist die Ruhe, die er mit sich bringt.

Ist Absinth heute noch legal?

Ja, Absinth ist in der EU seit 2000 legal, solange der Thujongehalt unter 35 mg/l liegt. In der Schweiz und Frankreich gibt es sogar strengere Qualitätsstandards. In Deutschland muss er als "Spirituose mit Wermut" gekennzeichnet sein, aber er ist vollständig zugelassen.

Macht Absinth wirklich wahnsinnig?

Nein. Die Legende vom "Absinth-Wahnsinn" basiert auf falschen Annahmen und schlechter Qualität aus dem 19. Jahrhundert. Moderne Absinthe enthalten zu wenig Thujon, um neurologische Wirkungen zu haben. Die historischen Symptome waren eher auf Alkoholmissbrauch, Verunreinigungen und Mangelernährung zurückzuführen.

Warum wird Absinth grün?

Der klassische grüne Farbton kommt von den Kräutern, die nach der Destillation in den Alkohol gegeben werden - vor allem Wermut und Melisse. Diese verleihen dem Absinth nicht nur Farbe, sondern auch Geschmack. Es gibt auch klare Absinthe (Blanche), die nicht mit Kräutern gebeizt werden - sie schmecken anders, aber sind genauso echt.

Kann man Absinth auch ohne Zucker trinken?

Ja, aber es ist nicht traditionell. Der Zucker dient nicht nur der Süße, sondern auch der Textur. Er verändert die Oberflächenspannung und hilft, die ätherischen Öle im Wasser zu stabilisieren. Ohne Zucker bleibt der Absinth sehr bitter und die Louche wird weniger klar. Viele Experten empfehlen, zumindest einmal mit Zucker zu probieren - dann entscheidest du selbst.

Ist Absinth gesund?

Absinth ist kein Heilmittel. Er enthält Alkohol - und Alkohol ist in großen Mengen schädlich. Aber im Vergleich zu anderen Spirituosen ist er oft weniger verarbeitet, enthält keine künstlichen Aromen und wird aus natürlichen Kräutern destilliert. Wer ihn in Maßen und mit Respekt trinkt, nimmt keine besonderen Risiken ein - vorausgesetzt, er ist von guter Qualität.

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