CBG, auch bekannt als Cannabigerol, ist einer der weniger bekannten Cannabinoide, aber nicht weniger wichtig. Im Gegensatz zu CBD oder THC wirkt CBG nicht stark psychoaktiv, doch es hat ein breites Spektrum an möglichen Wirkungen - von entzündungshemmend bis hin zu beruhigend. Viele Menschen nutzen CBG in Form von Ölen, Cremes oder Kapseln, besonders in der Kosmetik und für die Hautpflege. Doch hier liegt ein großer Fehler: Viele denken, weil CBG nicht high macht, ist es auch ungefährlich - besonders wenn man andere Medikamente nimmt. Das ist falsch. CBG kann mit zahlreichen Medikamenten interagieren - und diese Wechselwirkungen sind oft unterschätzt.
CBG greift in das Endocannabinoid-System ein, das für die Regulation von Schmerz, Stimmung, Schlaf, Appetit und Entzündungen zuständig ist. Es bindet an CB1- und CB2-Rezeptoren, aber auch an andere Zielstrukturen wie Serotonin- und TRP-Rezeptoren. Das macht CBG vielseitig, aber auch komplex. Wenn du Medikamente einnimmst, die ebenfalls diese Systeme beeinflussen, kann CBG ihre Wirkung verstärken, abschwächen oder unerwartete Nebenwirkungen auslösen.
Ein Beispiel: CBG hemmt das Enzym CYP3A4, das in der Leber dafür sorgt, dass viele Medikamente abgebaut werden. Wenn dieses Enzym geblockt wird, bleiben die Medikamente länger im Körper - und das kann gefährlich sein. Es ist wie beim Alkohol: Du trinkst nicht mehr, aber der Effekt hält länger an, weil dein Körper nicht mehr schnell genug abbaut.
Es gibt fünf Hauptgruppen von Medikamenten, bei denen du besonders vorsichtig sein musst, wenn du CBG verwendest - egal ob als Öl, Creme oder Kapsel.
Ein häufiger Irrtum: Wenn CBG nur auf die Haut aufgetragen wird, wirkt es nicht systemisch. Das ist falsch. Studien zeigen, dass bis zu 15 % des CBG durch die Haut in den Blutkreislauf gelangt - besonders bei empfindlicher Haut, offenen Wunden oder bei langfristiger Anwendung. Eine Creme mit 2 % CBG, die zweimal täglich aufgetragen wird, führt bei vielen Menschen zu messbaren Blutspiegeln - und das reicht aus, um Wechselwirkungen auszulösen.
Wenn du eine CBG-Creme gegen Akne, Neurodermitis oder Rosacea verwendest, und gleichzeitig Blutdruckmittel oder Antidepressiva nimmst, bist du nicht sicher. Die Wirkung ist nicht lokal begrenzt. Du musst nicht das Öl einnehmen, um ein Risiko einzugehen.
Wenn du bereits Medikamente nimmst und überlegst, CBG zu probieren - dann sprich mit deinem Arzt. Aber nicht nur irgendeinen Arzt. Sprich mit jemandem, der sich mit Cannabinoiden auskennt. Viele Hausärzte wissen noch nicht genug darüber. Suche nach einem Arzt, der in der Integrativen Medizin tätig ist, oder frage in einer Apotheke nach einem pharmazeutisch geschulten Berater.
Wenn du CBG ausprobieren willst, fange mit einer sehr niedrigen Dosis an - etwa 2-5 mg pro Tag. Beobachte genau, wie du dich fühlst. Achte auf:
Halte ein Tagebuch. Notiere, wann du CBG nimmst, welche Dosis, und was du sonst noch einnimmst. Bring das mit zum Arzt. So kann er besser einschätzen, ob eine Wechselwirkung vorliegt.
Es gibt keine klaren Symptome, die nur auf CBG-Wechselwirkungen hinweisen. Aber wenn du plötzlich merkst, dass:
- dann ist es Zeit, CBG zu stoppen und deinen Arzt zu konsultieren. Keine Selbstmedikation. Kein „Ich probiere mal, ob es hilft“. Dein Körper ist kein Experiment.
CBG ist nicht das einzige, das mit Medikamenten interagiert. Auch Kurkuma, Johanniskraut, Graviola, Omega-3-Fettsäuren und sogar Grapefruitsaft können die Wirkung von Medikamenten verändern. Wenn du schon eine Liste von Ergänzungsmitteln nimmst, dann füge CBG nicht einfach hinzu. Prüfe alle zusammen. Ein Arzt oder Apotheker kann dir mit einem Interaktions-Check helfen - und das ist kostenlos in vielen Apotheken.
Nicht alle CBG-Produkte sind gleich. Viele enthalten nicht nur CBG, sondern auch CBD, THC oder andere Cannabinoide - oft ohne es auf der Packung zu sagen. In Deutschland ist CBG legal, solange der THC-Gehalt unter 0,2 % liegt. Aber Kontrollen sind selten. Ein Test von 18 CBG-Cremes aus deutschen Online-Shops im Jahr 2024 ergab: 7 von 18 enthielten mehr THC als erlaubt. 5 enthielten CBD, das nicht deklariert war. Und 3 enthielten unerwartete Pestizide.
Wähle nur Produkte mit:
Ein seriöses Produkt kostet mehr. Aber es ist nicht teurer als eine Krankenhausbehandlung wegen einer Wechselwirkung.
Die meisten Menschen erleben keine akuten Notfälle. Aber die langfristigen Folgen sind oft unterschätzt. Wer über Monate CBG mit Blutdruckmitteln kombiniert, riskiert eine chronische Unterdrückung der Leberfunktion. Wer CBG mit Antidepressiva nimmt, kann eine emotionale Instabilität entwickeln, die jahrelang anhält. Und wer nach einer Transplantation CBG verwendet, könnte sein neues Organ verlieren - nur weil er dachte, „es ist doch nur eine Creme“.
CBG ist kein harmloses Naturprodukt. Es ist ein bioaktives Molekül - und wie jedes Medikament muss es behandelt werden.
Nein, nicht ohne Rücksprache mit deinem Arzt. CBG wird auch durch die Haut in den Blutkreislauf aufgenommen - und kann die Wirkung von Blutverdünner wie Warfarin oder Apixaban verstärken. Das erhöht das Risiko von inneren Blutungen. Selbst kleine Mengen in einer Creme können ausreichen, um einen gefährlichen Anstieg des INR-Werts auszulösen.
Ja. CBG wirkt auf Serotoninrezeptoren, genau wie viele Antidepressiva. Die Kombination kann das Serotonin-Syndrom auslösen - ein lebensbedrohlicher Zustand mit Symptomen wie Unruhe, schnellem Puls, hohem Blutdruck, Muskelsteifheit und Verwirrtheit. Wenn du SSRIs oder SNRIs nimmst, solltest du CBG nicht verwenden, ohne deine Psyche engmaschig zu überwachen.
Ältere Menschen sind besonders anfällig für Wechselwirkungen, weil ihre Leber und Nieren Medikamente langsamer abbauen. CBG kann die Wirkung von Blutdruckmitteln, Schlafmitteln und Schmerztabletten verstärken - mit Risiken wie Stürzen, Bewusstlosigkeit oder Atemproblemen. Bei Personen über 65 sollte CBG nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.
Nein. CBG kann die Wirkung von Immunsuppressiva wie Ciclosporin oder Tacrolimus abschwächen. Das erhöht das Risiko einer Abstoßung des Transplantats. Studien zeigen, dass Patienten, die Cannabinoide verwenden, häufiger Abstoßungsreaktionen erleben. Nach einer Transplantation ist CBG strengstens zu vermeiden.
Suche nach Produkten mit einem COA (Certificate of Analysis) von einem unabhängigen Labor. Der COA muss die genaue CBG-Konzentration, den THC-Gehalt (unter 0,2 %) und die Abwesenheit von Schadstoffen wie Pestiziden oder Schwermetallen zeigen. Vermeide Produkte ohne klare Angaben oder mit übertriebenen Heilversprechen. Ein seriöses Produkt kostet mehr - aber es schützt dich vor gefährlichen Überraschungen.
Wenn du CBG in deiner Hautpflege oder als Ergänzung nutzen willst, aber Medikamente einnimmst - dann warte nicht, bis etwas schiefgeht. Sprich mit deinem Arzt oder deiner Apotheke. Bring deine Medikamentenliste mit. Frag nach einer Interaktionsprüfung. Du hast das Recht, zu wissen, ob etwas, das du auf deine Haut gibst, deine innere Gesundheit beeinflusst.
CBG ist kein Wundermittel - aber auch kein harmloses Naturprodukt. Es ist ein starker Bioaktiver. Und wie alle starken Stoffe muss man ihn mit Respekt behandeln. Nicht weil es Angst macht - sondern weil es verantwortungsvoll ist.
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