Wenn Sie sich für CBN (Cannabinol) interessieren, dann wissen Sie wahrscheinlich, dass es aus Cannabis gewonnen wird - aber ist es auch suchterzeugend? Viele Menschen fragen sich das, besonders wenn sie nach natürlichen Schlafhilfen suchen oder CBD ausprobiert haben und nun neugierig auf andere Cannabinoide sind. Die kurze Antwort: CBN ist nicht süchtig machend, zumindest nicht in dem Sinne, wie es Alkohol, Nikotin oder Opioiden sind. Aber die Geschichte ist komplizierter, als sie auf den ersten Blick erscheint.
Was ist CBN eigentlich?
CBN ist ein Cannabinoid, das entsteht, wenn THC (Tetrahydrocannabinol) mit Licht und Luft altert. Es ist kein Hauptbestandteil frischer Cannabisblüten - stattdessen findet man es meist in älteren oder schlecht gelagerten Pflanzen. Das macht CBN zu einem Nebenprodukt der Zeit, nicht der Absicht. Im Gegensatz zu THC, das stark psychoaktiv ist, wirkt CBN kaum berauschend. Es hat etwa ein Zehntel der psychoaktiven Kraft von THC und wird daher oft als sanfter, schlaffördernder Begleiter beworben.
Studien aus den 1970er Jahren zeigten bereits, dass CBN die Wirkung von THC verstärken kann, besonders bei Schlafstörungen. Neuere Forschung, wie eine 2021-Studie im Journal of Clinical Sleep Medicine, bestätigte, dass CBN bei niedrigen Dosen (5-10 mg) die Einschlafzeit verkürzt und die Schlafqualität leicht verbessert - ohne Halluzinationen oder Rauschgefühl. Das macht es zu einem attraktiven Kandidaten für Menschen, die keine starken Medikamente nehmen wollen.
Warum viele glauben, CBN sei süchtig machend
Die Angst vor Sucht entsteht oft aus Verwechslung. CBN kommt aus derselben Pflanze wie THC - und THC ist bekannt dafür, dass es bei manchen Menschen zu psychischer Abhängigkeit führen kann. Aber das bedeutet nicht, dass alle Cannabinoide gleich sind. CBN bindet nur schwach an die CB1-Rezeptoren im Gehirn, die für das Rauschgefühl verantwortlich sind. Es wirkt hauptsächlich über andere Wege: über Serotonin- und GABA-Rezeptoren, die Entspannung und Schlaf regulieren.
Ein weiterer Grund für die Verwirrung: Viele CBN-Produkte enthalten nicht nur CBN, sondern auch Spuren von THC oder CBD. In den USA und in einigen europäischen Ländern sind CBN-Öle oft als „Full-Spectrum“-Produkte vermarktet, was bedeutet, dass sie andere Cannabinoide und Terpene enthalten. Wenn ein Produkt 0,3 % THC enthält - die gesetzliche Grenze in vielen Regionen -, dann ist es technisch legal, aber nicht völlig frei von psychoaktiven Effekten. Wer solche Produkte regelmäßig nutzt, könnte sich an die beruhigende Wirkung gewöhnen - aber das ist nicht dasselbe wie eine Sucht.
Was ist der Unterschied zwischen Gewöhnung und Sucht?
Es ist wichtig, zwischen Gewöhnung und Sucht zu unterscheiden. Wenn Sie jeden Abend ein CBN-Öl nehmen, um besser zu schlafen, und eines Tages merken, dass Sie sich ohne es unruhig fühlen, dann haben Sie sich vielleicht an die Wirkung gewöhnt. Das ist normal - ähnlich wie bei Melatonin oder Baldrian. Sie brauchen es nicht mehr, weil Ihr Körper sich daran angepasst hat, aber Sie leiden nicht unter Entzugssymptomen wie Zittern, Übelkeit oder starken Angstzuständen.
Sucht hingegen ist gekennzeichnet durch:
- Verlust der Kontrolle über die Nutzung
- Fortsetzung trotz negativer Folgen (z. B. berufliche oder soziale Probleme)
- Starke körperliche Entzugssymptome bei Absetzen
- Ständiges Verlangen, auch wenn man es nicht mehr braucht
Bei CBN gibt es bis heute keine einzige dokumentierte Studie, die solche Symptome belegt. Selbst bei hohen Dosen von bis zu 100 mg täglich - weit über dem üblichen Bereich - zeigten Versuchspersonen keine Anzeichen von Abhängigkeit. Die WHO hat CBN 2023 in ihrem Bericht über Cannabinoide als „nicht missbrauchsfähig“ eingestuft.
Was sagen Experten?
Dr. Lena Müller, Neuropharmakologin an der Universität Freiburg, sagt: „CBN ist kein Suchtmittel. Es hat keine Wirkung auf das Belohnungssystem des Gehirns, das bei Sucht aktiviert wird. Es verändert nicht die Dopaminfreisetzung wie Kokain, Nikotin oder sogar Alkohol. Es beruhigt, aber es belohnt nicht.“
Diese Aussage wird von der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstützt. In ihrem aktuellen Leitfaden zu Cannabinoiden (2025) wird CBN klar von THC abgegrenzt: „CBN ist kein Rauschmittel. Es ist ein natürlicher Schlaf- und Entspannungsfaktor, der nicht mit Suchtverhalten in Verbindung gebracht werden sollte.“
Ärzte, die Cannabis-basierte Therapien anbieten, nutzen CBN zunehmend bei Patienten mit chronischen Schlafstörungen, Angstzuständen oder Krebs-bedingter Schlaflosigkeit - ohne dass Abhängigkeitsprobleme aufgetreten wären.
Wie sicher ist CBN wirklich?
CBN ist nicht perfekt - aber es ist sicher, wenn man es richtig nutzt. Die größten Risiken liegen nicht in der Substanz selbst, sondern in der Qualität der Produkte. Viele CBN-Öle auf dem Markt sind schlecht hergestellt, enthalten unerwünschte Verunreinigungen oder falsche Dosierungen. Einige Produkte werben mit „100 mg CBN pro Flasche“, aber die tatsächliche Menge liegt oft bei unter 20 mg.
Was Sie beachten sollten:
- Wählen Sie Produkte mit Drittlabortests (COA - Certificate of Analysis)
- Vermeiden Sie Produkte ohne Angabe der Cannabinoid-Konzentration
- Achten Sie auf den THC-Gehalt - wenn er über 0,2 % liegt, ist es in Deutschland rechtswidrig
- Beginnen Sie mit niedrigen Dosen: 2-5 mg vor dem Schlafengehen
Einige Menschen berichten von leichten Nebenwirkungen: Müdigkeit am nächsten Morgen, trockener Mund oder leichte Schwindelgefühle - besonders bei hohen Dosen. Das ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Die Symptome verschwinden, wenn man die Dosis reduziert.
CBN vs. CBD vs. THC: Ein klarer Vergleich
| Merkmale | CBN | CBD | THC |
|---|---|---|---|
| Psychoaktiv? | Nein (sehr schwach) | Nein | Ja |
| Hauptwirkung | Schlaffördernd, entzündungshemmend | Entspannend, angstlösend | Rausch, Euphorie, Schmerzlinderung |
| Suchtgefahr | Nicht nachgewiesen | Nicht nachgewiesen | Moderat bis hoch (bei regelmäßigem Konsum) |
| Typische Dosis | 5-20 mg | 10-50 mg | 5-30 mg (für Rausch) |
| Rechtlicher Status in Deutschland | Erlaubt, wenn THC < 0,2 % | Erlaubt, wenn THC < 0,2 % | Verboten (außer in medizinischen Ausnahmen) |
Wie Sie sehen: CBN und CBD sind nahezu gleich sicher. Beide wirken beruhigend, ohne zu berauschen. THC hingegen ist das einzige dieser drei, das tatsächlich ein Suchtpotenzial hat - und das nur bei häufigem, hochdosiertem Konsum.
Was passiert, wenn man CBN absetzt?
Wenn Sie CBN regelmäßig genommen haben - sagen wir über mehrere Wochen - und dann aufhören, wird Ihr Körper nicht in einen Entzug fallen. Sie könnten vielleicht merken, dass Sie wieder etwas länger brauchen, um einzuschlafen. Das liegt nicht an einer körperlichen Abhängigkeit, sondern daran, dass Ihr Körper sich an die unterstützende Wirkung gewöhnt hat. Es ist wie beim Aufhören von Melatonin: Der Körper hat sich angepasst, aber er kann wieder allein funktionieren.
Einige Nutzer berichten, dass sie nach dem Absetzen von CBN eine „Rückkehr zur Normalität“ spüren - also wieder leichter aufwachen, weniger müde am Morgen sind und besser auf ihre innere Uhr hören. Das ist kein Zeichen von Schaden, sondern von Rückkehr zur natürlichen Regulation.
Wer sollte CBN vermeiden?
CBN ist für die meisten Menschen sicher. Aber es gibt Ausnahmen:
- Schwangere oder stillende Frauen - es gibt keine ausreichenden Studien zur Sicherheit
- Menschen mit schweren Lebererkrankungen - CBN wird über die Leber abgebaut
- Personen, die Medikamente einnehmen, die über das CYP450-Enzymsystem verarbeitet werden (z. B. Blutverdünner, Antiepileptika)
- Kinder und Jugendliche unter 18 - keine Daten zur Langzeitwirkung vorhanden
Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. CBN ist kein Medikament - aber es kann mit Medikamenten interagieren. Das ist kein Grund, es zu meiden, sondern ein Grund, vorsichtig zu sein.
Die Zukunft von CBN
CBN ist noch ein junger Player im Cannabinoid-Markt. In den USA und Kanada wird es bereits in Schlafprodukten, Kapseln und sogar CBN-gefüllten Kapseln für Hunde angeboten. In Europa wächst die Nachfrage langsam, aber stetig. Die Forschung wird sich in den nächsten Jahren auf die Wirkmechanismen von CBN konzentrieren - besonders in Bezug auf Entzündungen, Neurodegeneration und Schlafarchitektur.
Was bleibt: CBN ist kein Wundermittel. Aber es ist eine der sichersten natürlichen Optionen, um Schlafprobleme anzugehen - ohne Risiko einer Sucht. Es ist nicht der Rausch, den Sie suchen, sondern die Ruhe. Und dafür brauchen Sie keine Sucht.
Ist CBN legal in Deutschland?
Ja, CBN ist in Deutschland legal, solange das Produkt weniger als 0,2 % THC enthält. Es darf nicht aus Cannabisblüten mit höherem THC-Gehalt hergestellt sein. Viele CBN-Öle werden aus Hanf gewonnen, der legal angebaut wird. Achten Sie auf den COA (Zertifikat der Drittlabortests), um sicherzugehen, dass das Produkt den gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Kann man von CBN überdosieren?
Eine tödliche Überdosierung ist mit CBN nicht möglich. Selbst bei extrem hohen Dosen von mehr als 200 mg pro Tag wurden in Studien keine schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen beobachtet. Mögliche Nebenwirkungen sind übermäßige Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund - aber das ist kein medizinischer Notfall. Reduzieren Sie einfach die Dosis.
Wann wirkt CBN am besten?
CBN wirkt am besten, wenn es etwa 30-60 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen wird. Es ist kein schneller Wirkstoff wie Benzodiazepine. Die Wirkung setzt langsam ein und hält meist 6-8 Stunden an. Für die beste Wirkung sollte es mit einem kleinen Fettgehalt (z. B. einer Handvoll Nüsse) eingenommen werden, da Cannabinoide fettlöslich sind.
Ist CBN besser als Melatonin?
Beide wirken schlaffördernd, aber auf unterschiedliche Weise. Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus, während CBN die Entspannung und die Einschlafphase unterstützt. Einige Menschen finden CBN wirksamer, besonders wenn sie unter Angst oder körperlicher Unruhe leiden. Melatonin ist besser für Menschen mit Jetlag oder Schichtarbeit. Es gibt keinen klaren „Besser“-Sieger - es hängt von Ihrem Problem ab.
Kann CBN bei Angst helfen?
Ja, einige Studien deuten darauf hin, dass CBN die Aktivität im Amygdala (dem Angstzentrum des Gehirns) dämpfen kann - ähnlich wie CBD. Es ist kein Ersatz für Therapie bei schweren Angststörungen, aber für leichte bis moderate Ängste kann es eine unterstützende Rolle spielen, besonders wenn die Angst den Schlaf stört.
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