Stell dir vor, du kaust etwas, das dich entspannt, aber nicht high macht - oder doch. Cannabis-Kaugummi ist keine Science-Fiction mehr. In Deutschland ist es seit 2024 legal, wenn es unter 0,2 % THC enthält und aus zugelassenem Hanf stammt. Aber was passiert wirklich, wenn du einen Stück Cannabis-Kaugummi in den Mund steckst? Es ist nicht wie Rauchen. Es ist auch nicht wie ein Öl unter die Zunge tropfen. Es ist etwas völlig anderes.
Wie wirkt Cannabis-Kaugummi im Körper?
Wenn du Cannabis-Kaugummi kaut, gelangen die Cannabinoide - meist THC oder CBD - über die Schleimhäute im Mund direkt in deine Blutbahn. Das nennt man sublinguale Aufnahme. Anders als bei Essen, das erst durch den Magen und die Leber geht, wird hier kein großer Teil des Wirkstoffs abgebaut. Das bedeutet: Du fühlst die Wirkung schneller - oft innerhalb von 15 bis 30 Minuten. Und sie hält länger an als beim Rauchen, meist 4 bis 6 Stunden.
Die Wirkung hängt stark von der Dosierung ab. Ein Stück Kaugummi mit 5 mg THC kann bei Anfängern leicht zu Schwindel oder leichten Halluzinationen führen. Bei 10 mg und mehr wird es für viele deutlich intensiver. CBD-Kaugummi hingegen wirkt beruhigend, ohne high zu machen. Viele nutzen es gegen Stress, Schlafprobleme oder leichte Schmerzen.
Warum nicht einfach rauchen oder essen?
Beim Rauchen von Cannabis tritt die Wirkung fast sofort ein - aber sie verfliegt auch schnell, oft nach 1 bis 2 Stunden. Außerdem belastet Rauchen die Lunge. Beim Essen - also Cannabis-Edibles - dauert es 60 bis 120 Minuten, bis du etwas spürst. Und das Risiko: Du isst zu viel, weil du nichts fühlst, und dann kommst du plötzlich mit einer starken Wirkung überfordert ins Bett.
Cannabis-Kaugummi ist die Mitte zwischen beiden. Du hast mehr Kontrolle. Du kannst langsam kauen, die Wirkung spüren, und wenn du merkst, es wird zu viel, kannst du aufhören. Es ist auch diskreter als Rauchen und einfacher zu dosieren als selbstgemachte Brownies.
Was ist drin? THC vs. CBD
Nicht jeder Cannabis-Kaugummi ist gleich. Es gibt zwei Haupttypen:
- THC-Kaugummi: Entspricht dem klassischen Cannabis-Effekt - Entspannung, Lachen, manchmal auch Zittern oder Angst. In Deutschland ist es legal, solange der THC-Gehalt unter 0,2 % liegt. Das klingt wenig, aber bei 10 mg pro Stück ist es stark genug, um spürbar zu wirken.
- CBD-Kaugummi: Kein high, keine Veränderung der Wahrnehmung. Stattdessen: weniger Stress, bessere Schlafqualität, reduzierte Entzündungen. Viele Menschen mit chronischen Schmerzen, Angststörungen oder Migräne greifen dazu.
Einige Produkte kombinieren beide - zum Beispiel 5 mg CBD und 2 mg THC. Das nennt man den "Entourage-Effekt". Die Wirkstoffe verstärken sich gegenseitig. Studien zeigen, dass diese Mischung bei Schmerzen und Schlafstörungen oft besser wirkt als reines CBD.
Wie viel solltest du nehmen?
Beginne immer mit wenig. Selbst wenn du schon Cannabis geraucht hast, ist der Mund anders als die Lunge. Die Aufnahme ist effizienter - und unvorhersehbarer.
- Wenn du neu bist: Nimm ein Stück mit 2,5 mg THC oder weniger. Kau es langsam, halte es 10 Minuten unter der Zunge, dann schlucke den Rest.
- Warte mindestens 45 Minuten, bevor du ein zweites Stück nimmst.
- Wenn du CBD nimmst: 10-20 mg pro Stück sind ein üblicher Startwert. Bei starken Beschwerden kann man nach einigen Tagen auf 30 mg erhöhen.
Wichtig: Du kannst nicht überdosieren - aber du kannst dich sehr unwohl fühlen. Wenn du dich unruhig, schwindelig oder panisch fühlst, trinke Wasser, setz dich hin, atme tief und warte. Die Wirkung geht vorbei. Ein Spaziergang im Freien hilft oft mehr als ein Medikament.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Bei niedrigen Dosen sind Nebenwirkungen selten. Aber bei höheren Mengen oder bei empfindlichen Menschen kann es zu:
- trockenem Mund
- leichtem Schwindel
- verlangsamter Reaktionsfähigkeit
- vermehrtem Hunger
- kurzfristiger Gedächtnisbeeinträchtigung
Wenn du Medikamente nimmst - besonders Blutverdünner, Antidepressiva oder Beruhigungsmittel - kann Cannabis-Kaugummi Wechselwirkungen auslösen. Sprich mit deinem Arzt, bevor du es ausprobierst.
Woher kommt der Kaugummi?
Nicht alles, was als "Cannabis-Kaugummi" verkauft wird, ist legal oder sicher. Viele Produkte aus dem Internet enthalten illegal hohe THC-Mengen oder gar keine Cannabinoide. Sie enthalten stattdessen synthetische Substanzen - wie K2 oder Spice - die gefährlich sein können.
Vertrau nur auf Produkte mit:
- klarer Angabe von THC- und CBD-Gehalt pro Stück
- Prüfzertifikat (z. B. von einem akkreditierten Labor)
- deutschem Hersteller oder EU-zugelassenem Anbieter
- transparenter Zutatenliste (keine künstlichen Süßstoffe wie Aspartam, wenn du empfindlich bist)
Einige vertrauenswürdige Marken in Deutschland sind: HempFusion, Canndescent und Dr. Hemp Me. Sie verkaufen ihre Produkte in Apotheken, spezialisierten Shops oder über zertifizierte Online-Plattformen.
Wann solltest du es nicht nehmen?
Cannabis-Kaugummi ist kein Allheilmittel. Vermeide es, wenn du:
- unter 21 Jahren bist
- schwanger oder stillst
- an einer psychischen Erkrankung leidest (z. B. Schizophrenie, schwere Depression)
- vor einer Operation stehst
- ein Herz-Kreislauf-Problem hast
Die Wirkung von Cannabinoiden auf das Gehirn von Jugendlichen ist noch nicht vollständig erforscht. Deshalb raten Ärzte und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Jugendlichen und jungen Erwachsenen davon ab.
Wie lange bleibt es im Körper?
THC wird in Fettgewebe gespeichert. Bei einmaligem Gebrauch ist es nach 3 bis 7 Tagen nicht mehr nachweisbar. Bei regelmäßigem Konsum kann es bis zu 30 Tage im Körper bleiben. Wenn du arbeitest, führst du einen Beruf mit Sicherheitsrelevanz aus oder musst dich auf einen Drogentest vorbereiten - dann ist Cannabis-Kaugummi kein risikofreies Mittel.
CBD hingegen wird schneller abgebaut. Es bleibt meist nur 1 bis 3 Tage im Körper und wird in Standard-Drogentests nicht nachgewiesen - solange es keine Spuren von THC enthält.
Was ist der Unterschied zu Nikotinkaugummi?
Viele Menschen vergleichen Cannabis-Kaugummi mit Nikotinkaugummi. Aber das ist irreführend. Nikotin wirkt als Stimulans - es macht wach und konzentriert. Cannabis-Kaugummi wirkt eher beruhigend oder entspannend. Es verändert deine Wahrnehmung, nicht deine Leistung. Du kannst damit nicht besser arbeiten - aber vielleicht ruhiger.
Wenn du Cannabis-Kaugummi als Ersatz für Alkohol oder Beruhigungsmittel suchst: Ja, das funktioniert für viele. Aber es ist kein Ersatz für Therapie. Wenn du unter Angst, Depression oder Schlafstörungen leidest, sprich mit einem Arzt. Cannabis-Kaugummi kann unterstützend helfen - aber nicht heilen.
Fazit: Ist es das wert?
Cannabis-Kaugummi ist kein Wundermittel. Aber es ist eine der saubersten, kontrollierbarsten und diskretesten Möglichkeiten, Cannabinoide aufzunehmen - besonders wenn du nicht rauchen willst oder keine Öle magst. Für Menschen, die unter Stress, Schlafproblemen oder leichten Schmerzen leiden, kann es einen echten Unterschied machen.
Wichtig ist: Beginne klein. Warte ab. Lies die Etiketten. Vertraue nur auf transparente Produkte. Und wenn du dich unwohl fühlst - du bist nicht allein. Es geht vorbei. Du kannst jederzeit aufhören.
Schreibe einen Kommentar