Einige Leute schwören, dass Mezcal sie sehen lässt, was nicht da ist - bunte Lichter, fliegende Tiere, veränderte Räume. Andere sagen: Das ist nur ein Mythos, der aus der Verwechslung mit anderen Drogen entstanden ist. Was ist dran an der Geschichte, dass Mezcal hallucinogen wirkt? Die Antwort ist einfacher, als du denkst - und sie hat weniger mit Magie zu tun, als mit Missverständnissen, Marketing und einer guten Portion Folklore.
Was ist Mezcal eigentlich?
Mezcal ist ein traditionelles mexikanisches Spirituosengetränk, das aus der Agavenpflanze hergestellt wird. Im Gegensatz zu Tequila, der nur aus der blauen Agave kommt, kann Mezcal aus über 30 verschiedenen Agavenarten hergestellt werden. Die Herstellung ist handwerklich und oft lokal: Die Herzen der Agaven (Piñas) werden in Erdöfen gegrillt, gemahlen, vergoren und dann in kleinen Kupfer- oder Holzdestillen gebrannt. Das Ergebnis ist ein rauchiger, komplexer Geschmack, der an Holzkohle, Erde und manchmal sogar geräuchertes Fleisch erinnert.
Der Alkoholgehalt liegt meist zwischen 40 und 55 % Vol. - ähnlich wie bei anderen hochprozentigen Spirituosen. Das ist viel. Aber es ist kein Halluzinogen.
Warum denken Menschen, Mezcal macht hallucinieren?
Die Idee, Mezcal sei psychedelisch, kommt nicht aus dem Nichts. Sie hat drei Hauptquellen.
Erstens: Die Verwechslung mit der Agavensorte "Mescalito". Es gibt eine Art Agave, die in der Volksmedizin der indigenen Völker in Mexiko als rituelles Heilmittel verwendet wurde - und manchmal wird sie fälschlicherweise mit dem Getränk Mezcal gleichgesetzt. Tatsächlich ist Mescalito ein anderer Name für den Peyotekaktus, der das Halluzinogen Mescalinhält. Das ist ein völlig anderes Pflanzenwesen - und es hat nichts mit Mezcal zu tun.
Zweitens: Der Rauchgeschmack führt zu Sinnestäuschungen. Wenn du einen starken, rauchigen Mezcal trinkst - besonders wenn du ihn zum ersten Mal probierst - kann der intensive Geschmack und Geruch deinen Verstand verwirren. Es fühlt sich an, als ob die Welt sich verändert. Das ist nicht Halluzination. Das ist dein Gehirn, das versucht, einen unbekannten, intensiven sensorischen Reiz zu verarbeiten. Ähnlich wie beim ersten Mal, wenn du echten Serrano-Schinken oder fermentierten Fisch probierst: Es ist extrem, aber nicht psychoaktiv.
Drittens: Marketing und Romantik. In den 1990er und 2000er Jahren verkaufte man Mezcal in den USA und Europa als "exotisches, mystisches Getränk der Ureinwohner". Werbung zeigte Schamanen, Feuer, Mondlicht und "alte Geheimnisse". Das hat die Vorstellung genährt, Mezcal sei mehr als Alkohol - es sei eine Tür in eine andere Realität. Heute wissen wir: Das war Werbung, keine Wissenschaft.
Was passiert wirklich, wenn du Mezcal trinkst?
Wenn du Mezcal trinkst, passiert genau das, was bei jedem starken Alkohol passiert: Dein Gehirn wird beeinflusst. Alkohol hemmt die Kommunikation zwischen Nervenzellen. Das führt zu:
- Entspannung (bei geringen Dosen)
- Verlangsamte Reaktionen
- Veränderte Wahrnehmung von Zeit und Raum
- Unscharfe Sicht oder Doppelbilder (bei höheren Dosen)
- Übelkeit, Schwindel, Verwirrung (bei Überdosierung)
Diese Symptome können leicht mit Halluzinationen verwechselt werden - besonders wenn du müde bist, hungrig, in einer fremden Umgebung oder emotional aufgewühlt. Einige Leute berichten, sie hätten "Flüstern in den Wänden" gehört oder "Schattenfiguren" gesehen, nachdem sie mehrere Shots Mezcal getrunken hatten. Das ist kein psychotischer Effekt. Das ist Alkoholintoxikation - und es passiert mit Wodka, Rum oder Gin genauso.
Was ist mit dem "Wurm" im Flaschenboden?
Ein weiterer Mythos: Der Wurm. Manche Flaschen Mezcal enthalten einen Larvenwurm - meist die Raupe des Agavenmotten. Früher wurde er als Qualitätsmerkmal vermarktet. Heute weiß man: Er hat keinen psychoaktiven Effekt. Er ist einfach ein Überbleibsel aus alten Traditionen. Manche sagen, er schmecke gut. Andere essen ihn als Tapas. Aber er macht dich nicht high. Er ist kein Halluzinogen. Er ist ein Protein.
Einige Hersteller haben den Wurm sogar aus der Flasche genommen - weil er die Marke "authentisch" wirken ließ, aber die Leute verunsicherte. Der Mythos lebt weiter - aber der Wurm ist nur ein Verkaufstrick.
Wissenschaftliche Beweise: Gibt es Studien?
Es gibt keine einzige wissenschaftliche Studie, die belegt, dass Mezcal Halluzinationen auslöst. Die mexikanische Gesundheitsbehörde Cofepris, die US-amerikanische FDA und die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA haben Mezcal als reines Alkoholgetränk klassifiziert - ohne psychoaktive Zusätze.
Ein Forscherteam der Universität von Guadalajara untersuchte 2021 über 200 verschiedene Mezcal-Sorten auf chemische Verunreinigungen - inklusive Alkaloide, Pilzgifte und pflanzliche Psychedelika. Keine einzige Probe enthielt Mescalinhaltige Substanzen. Die einzige Substanz, die in allen Proben vorkam: Ethanol. Und Spuren von Terpenen, die für den Rauchgeschmack verantwortlich sind - aber nicht für Halluzinationen.
Wann könnte Mezcal "halluzinogen" wirken?
Es gibt eine Ausnahme - aber sie hat nichts mit dem Getränk selbst zu tun.
Wenn du Mezcal mit anderen Substanzen mischst - zum Beispiel mit Psilocybin-Pilzen, LSD oder Cannabis - dann kannst du starke, unvorhersehbare Effekte erleben. Aber das ist dann nicht mehr Mezcal. Das ist eine Drogenkombination. Und das ist gefährlich.
Alkohol verstärkt die Wirkung von Psychedelika - und kann zu Panikattacken, Übelkeit, Verwirrung oder sogar einem körperlichen Kollaps führen. Wer Mezcal mit anderen Drogen mischt, spielt mit seinem Nervensystem. Das ist keine spirituelle Reise. Das ist Risiko.
Was solltest du tun, wenn du Mezcal probierst?
Wenn du Mezcal zum ersten Mal trinkst:
- Trinke langsam. Ein Schluck, dann warte fünf Minuten.
- Trinke mit Wasser. Mezcal trocknet den Mund aus - und das verstärkt Kopfschmerzen.
- Iss etwas. Fettiges Essen, wie Avocado oder Käse, verlangsamt die Aufnahme von Alkohol.
- Vermeide Mischgetränke. Kein Mezcal-Cocktail mit Energy-Drinks oder Cannabis-Öl.
- Hör auf, wenn du dich schwindelig fühlst. Das ist kein Zeichen von "tiefem Erwachen" - das ist Alkoholvergiftung.
Mezcal ist ein Getränk für Genießer - nicht für Abenteurer. Es ist kein Schlüssel zur anderen Welt. Es ist ein kultivierter Alkohol mit einer reichen Geschichte - und wenn du ihn respektierst, wirst du seinen Geschmack schätzen.
Warum bleibt der Mythos so hartnäckig?
Weil Menschen gerne an Magie glauben. Weil exotische Getränke eine Geschichte brauchen. Weil der moderne Konsum oft nach "Authentizität" sucht - und nicht nach Fakten.
Einige Leute trinken Mezcal, weil sie glauben, es mache sie "tiefer" oder "bewusster". Aber das ist eine Projektion. Die Wirkung kommt nicht aus der Flasche. Sie kommt aus deiner Erwartung. Wenn du glaubst, du wirst halluzinieren, dann interpretierst du jeden Schwindelanfall als mystische Erfahrung. Das nennt man Placebo-Effekt - und er funktioniert mit Alkohol genauso gut wie mit Homeopathie.
Die echte Magie von Mezcal liegt nicht in Halluzinationen. Sie liegt in der Handarbeit, in den Generationen von Produzenten, die das Rezept weitergeben. In der rauchigen Note, die nach einem langen Tag im Bergland entsteht. In der Art, wie ein guter Mezcal den Abend verlangsamt - ohne dich zu verlieren.
Macht Mezcal wirklich hallucinieren?
Nein, Mezcal macht nicht hallucinieren. Es ist ein Alkoholgetränk aus Agave, das keine psychoaktiven Substanzen enthält. Halluzinationen, die manchmal nach dem Trinken auftreten, sind Folgen von Alkoholintoxikation, nicht von Halluzinogenen. Der Mythos stammt aus Verwechslungen mit Peyote oder aus Marketingtricks.
Enthält Mezcal einen Wurm, der high macht?
Nein. Der Wurm - eine Raupe der Agavenmotte - ist ein traditionelles Marketingelement, kein Halluzinogen. Er hat keine psychoaktive Wirkung. Er ist einfach ein Protein, das manchmal als Snack gegessen wird. Die meisten modernen Mezcal-Sorten enthalten ihn gar nicht mehr.
Ist Mezcal gefährlicher als andere Spirituosen?
Nicht grundsätzlich. Mezcal hat denselben Alkoholgehalt wie Wodka oder Gin - meist 40-55 %. Die Gefahr liegt nicht im Getränk selbst, sondern in der Menge und dem Kontext. Wer Mezcal mit anderen Drogen mischt, erhöht das Risiko für gesundheitliche Schäden erheblich.
Warum fühlt sich Mezcal manchmal "mystisch" an?
Der intensive Rauchgeschmack und die ungewohnte Aromatik können deine Sinne überfordern - besonders wenn du ihn zum ersten Mal trinkst. Dein Gehirn interpretiert das als "andersartig". Das ist kein psychischer Effekt, sondern eine sensorische Reaktion. Ähnlich wie bei starkem Kaffee oder bitterem Schokolade.
Gibt es echte hallucinogene Agaven?
Nein. Es gibt keine Agavenart, die Halluzinogene produziert. Die Verwechslung entstand durch die gleichnamige Pflanze "Mescalito" - das ist ein anderer Name für den Peyotekaktus, der Mescalinhält. Peyote ist kein Agavengewächs und wird nicht für Mezcal verwendet.
Schreibe einen Kommentar